Hat sich China bei den Grünen bedankt?
Gerald Balser, 25. Juni 2024
Vor fünf Jahren, also im Jahr 2019, fand die IAA (Internationale Automobilausstellung) das letzte Mal in Frankfurt statt. Der Frankfurter Oberbürgermeister Feldmann (SPD) war sich einig mit den Umweltschützern, dass es unanständig wäre, das Auto, den angeblichen Hauptverursacher der Umweltverschmutzung, auch noch groß zu feiern. Das Todesglöckchen für den Umweltfeind Nr. 1 wurde geläutet, so hofften die Umweltschützer zumindest.
Von chinesischen Autos war vor fünf Jahren keine Rede. Die standen auf der IAA versteckt und unauffällig auf kleinen Ständen und waren eher hässlich und qualitativ schlecht. Beim Verbrenner waren die deutschen und europäischen Autos konkurrenzlos. TESLA, der auf Elektroautos spezialisierter amerikanischer Hersteller, war damals bereits auf einem hohem technischen Stand, wurde aber übersehen. Wenn den deutschen Herstellern Konkurrenz drohen sollte, dann von Firmen wie Apple & Co.
Die Zeiten haben sich in kürzester Zeit völlig verändert. Der Umweltschutz hat sich im Verkehrswesen in Deutschland und Europa endgültig durchgesetzt und den Verbrenner zum Auslaufmodell erklärt. Ab 2035 sollen diese nicht mehr neu zugelassen werden. Die deutschen Hersteller traf es leider unvorbereitet. Die glaubten, noch lange an ihren technisch hervorragenden Verbrennern festhalten zu können. Die Chinesen dagegen waren hoch erfreut über die von den grünen Umweltschützern aufgemachte Tür und witterten bei Elektroautos ihre Chance, denn für ihre Verbrenner gibt es international nur wenig Nachfrage. Das vom Umweltschutz favorisierte Elektroauto eröffnet China plötzlich gewaltige Chancen, denn das Land ist bei der Produktion von E-Autos unabhängig von anderen Ländern. Alle notwendigen Ressourcen zum Bau des so wichtigen Akkus sind vorhanden und die Arbeitslöhne liegen auf einen konkurrenzlos niedrigem Niveau. Hinzu kommt, dass China in die Entwicklung der neuen Technologie bereits viel Geld und Energie gesteckt hat. China ist schon heute in der Lage, vollelektrische Kleinwagen zu kleinen Preisen anzubieten. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass der chinesische Staat die Produktion von E-Autos subventioniert.
So mancher sagt den Untergang der deutschen Automobilindustrie voraus. Das halte ich für Angstmacherei. Autos zu bauen, ist eine Kunst, und die beherrschen unserer traditionellen Hersteller deutlich besser als die chinesischen. Hinsichtlich der E-Technik haben Mercedes, BMW und auch VW und Co. dazugelernt. Als Problem bleibt der Preis. Das war aber schon immer so. Eine Hoffnung ist berechtigt. Auch die Chinesen nehmen gerne ordentliche Gewinne mit und werden sich sehr wahrscheinlich preislich dem Markt anpassen.Die Reaktion der Hersteller kam prompt.
Inzwischen gibt es auf dem Automobilmarkt ganz neue Perspektiven. Seit dem Wegfall der staatlichen Umweltprämie für E-Autos ist deren Nachfrage deutlich eingebrochen und Benziner und sSSogar der Diesel sind wieder hoch attraktiv. Auch saftige Rabatte der Hersteller und Autohäuser konnten bislang den Trend nach unten nicht stoppen. Das Image der E-Autos: zu teuer, zu kompliziert, zu unsicher hinsichtlich des Wiederverkaufs. Deutsche E-Autos stehen bei den Händlern fest wie Blei. Kommt es zur Renaissance des Verbrenners?
Die Reaktion der Hersteller mit z. T. deutlichen Preisnachlässen kam prompt. Eine Untersuchung des ADAC kam zu folgendem Ergebnis:
Hersteller | Modell | Rabatt in € | Rababatt in % |
VW | ID.3 | 3.570 | 7,5 - 8,9 |
| ID.4 | 3.570 | 6,7 - 8,9 |
| ID.5 | 3.570 | 6,3 - 7,3 |
| ID.7 | 3.570 | 6,3 - 6,5 |
Tesla | Model Y | 6.000 | 15,2 - 18,0 |
Hyundai | Ioniq 5/6 | 7.000 | 9,3 - 15,9 |
Fiat | 500e | 5.000 - 6.000 | 13,2 - 21,0 |
Renault | Megane E-Tech | 6.400 - 7.200 | 13,2 - 15,2 |
Toyota | bZ4X | 12.590 - 14.900 | 26,0 - 26,5 |
Smart | smart #1 | 3.285 | 6.7 - 8,8 |
| smart #3 | 3.285 | 6,4 - 8,5 |
Polestar | Polestar 2 | 4.500 - 6.500 | 8,3 - 11,1 |
Quelle: ADAC-Untersuchung (Stand: 17.06.2024)
Befremdlich für den Kunden ist, dass die Hersteller ihre eigenen Rabatte innerhalb des Listenpreises als Sonderausstattung verstecken und somit das schlechte Preisimage der E-Autos aufrecht erhalten. Transparenter wäre eine Reduzierung der Listenpreise.